MIT BUSSEN, BAHNEN, TAXEN UND MIETWAGEN SIND WIR IN DER TÜRKEI UND SYRIEN UNTERWEGS - AB ISTANBUL ÜBER KONYA UND KAPPADOKIEN WEITER NACH ADANA ÜBER DIE SYRISCHE GRENZE NACH ALEPPO UND DAMASKUS


Von der Bahn ins Auto

märz 24, 2008 auf der hochebene nach kappadokien

in konya geht alles schnell und reibungslos. wir sparen uns die sehenswürdigkeiten für ein anderes mal auf, und holen sofort unseren gebuchten mietwagen ab. das ziel ist kappadokien, wir fahren richtung kayseri und sind zuerst mal etwas enttäuscht ! von der gegend, der landschaft ...
die karge hochebene um konya herum (es liegt auf ca. 1200 m) ist stark zersiedelt. die landschaft dazwischen ist unschön verschmutzt, zäune, staßenränder einfach alles ist voller plastikmüll. als wir den stadtrand hinter uns lassen sehen wir kaum landwirtschaft, wir befinden uns in einer steinigen fläche, in der ab und zu einsame industrieanlagen am straßenrand stehen. die ganze region ist steppenartig, sie gehört vermutlich allein den schafen, wenn sie denn hier noch etwas zu fressen finden. der horizont ist kaum auszumachen, da die sicht nicht bis dorthin reicht. die luft ist seltsam dunstig und verhangen, obwohl keine spur feuchtigkeit oder wind vorhanden ist. wir fahren ohne klare sicht, die schnurgerade ebene wird mit der entfernung eine milchig-weiße, undurchsichtige wand.


sultanhanı


sultanhanı heißt eine ortschaft an der straße nach kayseri, in der sich die gleichnamige karawanserei (han) befindet, weswegen wir hier einen stop einlegen. sie wurde schon vor den osmanen von den seldschuken im 13. jhr. angelegt und es ist erstaunlich, wie gut sie erhalten ist. ich weiß nicht, wie der bau in den letzten jahrzehnten, jahrhunderten genutzt wurde, jedenfalls scheint 1950 ein erdbeben den han teilweise zerstört zu haben, und darauf ist die jetzige renovierung zurückzuführen. unsere weitere planung wird anschließend etwas durcheinander gewirbelt. der grund dafür ist razim, der besitzer unserer herberge in sultanhanı und alkoholiker seines zeichens. wusste gar nicht, dass die türken damit probleme haben, aber wenn man sich diesen ort anschaut, findet man möglicherweise gründe dafür. jedenfalls werden wir nach begutachtung unseres zimmers, das gerade von einer heerschar putzwütiger frauen traktiert wurde, von razim zunächst zu einem gläschen raki eingeladen. er räsoniert sogleich über die junge türkische geschichte, seiner weltgewandtheit in bezug auf europa und dem scheußlichen pauschaltourisms, der leider an seiner herberge vorbeiführt. mit freundlicher abwehr und der absicht noch etwas sehen zu wollen, entkommen wir einem weiterem glas. unser fehler ist nur, dass wir seinen rat befolgen den tuz gülu (salzsee) nicht mehr zu besuchen. vielleicht war es richtig, vielleicht hätten wir fahren sollen, jedenfalls verpassen wir eine landschaftliche sehenswürdigkeit ersten ranges und durchstreifen deswegen die ränder dieses seltsamen ortes sultanhanı.

das dorf gleicht eher der steppenartigen wüste drumherum, als einem der natur abgetrotztem flecken von kultivierter urbarmachung. es ist extrem weitläufig, alle freien flächen sehen aus, als ob sie umgewühlt worden wären, sie sind übersät mit mulden und kleinen schutthaldeähnlichen hügeln, dazwischen schafe und wilde hunde von beängstigender größe.



das abendessen im familienkreis für zusätzlche 6 euro ist kulinarisch gesehen ein reinfall, für dortige verhältnisse wurden wir abgezockt, aber die einblicke in razims familienleben sind dafür umso interessanter. seinen sohn mustafa hatten wir schon am nachmittag kennengelernt, als er vom vater dazu eingeteilt wurde, uns etwas essbares in einer dönerbude zu veschaffen. er chauffierte uns dorthin, übersetzte unsere wünsche nach fleisch- und gemüsfüllung, woraufhin 3 gehilfen des ladens in alle richtungen davoneilten, um uns zu diensten zu sein. die unterwürfigkeit mit der dies alles geschah, hatte etwas peinliches an sich. jetzt, beim abendessen ist der vater deutlich betrunken, seine frau werkelt in der küche für ihn und seine gäste. der sohn erzählt wenig von seinem leben in antalya und nach dem essen wurde er wiederum genötigt den chauffeur zu spielen, damit wir eines der beiden dorflokale, in denen er sich noch blicken lassen kann, besuchen können. die ganze situation ist ziemlch peinlich, v.a. dem sohn, der sich für seinen betrunkenen vater sichtlich schämt. die frau scheint sich mit dem betrunkenen mann irgendwie abgefunden zu haben, sie unterbricht ihn nur regelmäßig, wenn er bei politisch brisanten themen, allzu deutlich partei bezieht, z.b. gegen die kurden oder für eine ordnung schaffende miltärdiktatur !
bei unserer weiterfahrt am nächsten tag werden wir ganz selbstverständlich als fahrdienst angesehen und dürfen unseren vermieter plus enkel nach aksaray transportieren. nicht, dass es viele umstände gemacht hätte, aber ...


güzelyurt


güzelyurt heißt unser nächstes ziel. landschaftlich schön gelegen und in nähe der ihlara-schlucht gelegen, sind wir auch wegen der möglichkeit hierher gekommen, in einem restaurierten griechischen kloster zu übernachten, das karballa kloster. doch es ist uns zu teuer und so gelangen wir in die nette kleine pension von familie HALIL. familienoberhaupt halil ist eine wohltat gegenüber unserem vorherigen vermieter, der an präsenz und geschwätzigkeit kaum zu überbieten war. leider nutzen wir hier nicht die gelegenheit, das abendessen mit der familie einzunehmen, was wir nach dem frühstück am nächsten morgen dann schnell bereut haben. wir haben nirgendwo besser gefrühstückt.
die fahrt hierher war noch düsterer, die luft noch undurchsichtiger als am tag zuvor. und ich hatte keine erklärung für dieses phänomen. luftverhältnissse können eine derartige sicht jedenfalls nicht verursachen. die rudimentären fremdsprachkenntnisse der einwohner ermöglichen leider keine hinreichende klärung für diese nebulösen umstände, bis der schleier plötzlich fiel, zwar nur in meinem kopf, aber : staub, sand, feinste partikel in der luft, wir sind mitten in einem sandsturm und den bekommen wir auch stärker zu spüren als uns lieb ist, als wir unseren ersten kleinen ausflug zu einer verfallen kirche außerhalb des ortes auf einem exponierten hügel unternehemen.



steine peitschen ins gesicht, wir müssen uns gegen den wind stemmen, um vorwärts zu kommen und überhaupt: das ist anstrengend. aber spaß macht es trotzdem, denn, es ist abenteuerlich, sich alle paar meter schutz hinter den mauern suchen zu müssen, um wieder luft zu holen, obwohl ... !
die ihlara-schlucht ist gott sei dank ein windgeschützter flecken. dennoch - der grand canyon der türkei ist leider an vielen stellen richtig verschmutzt. v.a. das flussufer des melendiz ist übersät mit plastiktüten, die, je nach bewuchs, wie eine messlatte die höhe des letzten wasserstandes anzeigen.

wir besuchen kirchen, eine davon stammt tatsächlich aus dem 6. jhd. mit ausnahme des renovierten portals sieht sie aus, wie das, was sie schon einmal war, eine höhle. allerdings sind noch reste von fresken erhalten. es ist ein wilder spaziergang, den wir unternehmen, mit kletterpartien über felsabstürze, durch wildes gebüsch und an verlassenen hütten vorbei, die bis vor kurzem noch bewirtschaftet scheinen. der wind macht sich dann auch hier unangenehm bemerkbar und wir verlassen die schlucht über die gleichen treppenstufen - hunderte davon - die wir schon vom einstieg her kannten.

am nächsten tag ist der spuk vorbei. mir scheint es tatsächlich ungewohnt, dass unser blick wieder ein raumgefühl erzeugt, wir sehen den horizont. endlich erleben wir die aussicht auf die landschaft, in der wir uns seit 2 tagen bewegen !
und was für eine landschaft ! die weite ebene - in einer höhe, die die allermeisten gipfel in deutschland gar nicht erreichen - und mitten drin der hasan dagi, ein schneebedeckter vulkan, dessen anblick allein ein grund für den besuch dieser region ist.



auf dem weg zum schneebedeckten berg durchqueren wir erneut die ihlara-schlucht bei belisirma. hier, wo die schlucht sich weitet, ist es möglich das am fluss gelegene dorf über steile serpentinen zu erreichen. eine spektakuläre lage mit schönen ausblicken. je näher wir dem berg kommen, desto ursprünglicher werden die ortschaften. in yenipinar und helvedere ist nur noch die durchgangstraße asphaltiert, die seitlichen schotterwege sind von tieren aller arten und eselskarren bevölkert.
in helvedere finden wir eine straße, die bergauf führt und gelangen bis zu einem einsamen park- und picknickplatz, ab dem wir dem auto die weiterfahrt lieber nicht mehr zumuten. ein enger und steiler weg führt bergan und wir lassen uns überraschen, wohin er uns führen wird. den schneegipfel vor augen, der eigenartigerweise mit der nähe an "spektakularität" verliert, erkunden wir die seitlich des weges gelegene landschaft. die noch kahlen bäume bleiben bald zurück und lassen niedrige ebenso kahle büsche übrig, bis auch diese den runden moospolstern und stachligen unterbewuchs platz machen. dominierend in allen höhenlagen ist der stein, der in form von geröll überall dazwischen liegt und zuletzt alles unter sich begräbt. als wir die ersten schneefelder erreichen existieren nur noch flechten und kleinwüchsige moose, die sich in geschützten ritzen halten können.
als der gipfel hinter einem näherkommenden bergrücken immer mehr verschwindet, schwindet auch unsere abenteuerlust, wir entscheiden uns zur rückkehr. wir sind wohl etwa auf 1700 meter höhe gelangt - was angesichts der hochebene keine atemraubende höhenüberwindung darstellt - und wollen heute noch ins zentrale kappadokien, nach göreme gelangen. die landschaft, ihre stimmung war bis hierher eigentlich recht unspektakulär, die graubraune landschaft mit dem steingarten aus geröll betont eine karge fast leblose szenerie.