es ist schon eine kleine urlaubsreise an sich, mit öffentlichen verkehrsmitteln zum bahnhof zu gelangen. zum fähranleger mit der straßenbahn und von da übern bosporus bis fast auf den bahnsteig, wo unser zug schon wartet. rechtzeitig vor abfahrt unseres meram ekspresi, essen wir noch eine kleinigkeit im bahnhof ! hätten wir zuvor gewusst, wie angenehm die atmosphäre dort ist, hätten wir uns mehr zeit dafür genommen. es ist ein klassisches bahnhofs-restaurant, der hohe saal ist zur hälfte mit gästen gefüllt, die auch noch ein wenig zeit mitbringen. einziges zeichen der modernität sind die großen flachbildschirme an jeder seite, die ein fußballspiel übertragen, in angenehmer lautstärke. es herrscht kein gedränge und keine hektik, aber angenehme betriebsamkeit und wir werden schnell, aufmerksam und mit erstaunlich gutem essen bedient. da sind routiniers am werk, das gefällt mir.
wir fahren lange stadtauswärts, es ist bereits dunkel und wir schauen durch unser abteilfenster in die glitzernde großstadt. was ich jedoch erwartet hatte zu sehen, ist nicht vorhanden: die heruntergekommenen, vernachlässigten stadtteile, wie man sie in den großen städten vom bahndamm aus meist zu gesicht bekommt. nichts ist zu sehen von GECEKONDUS, den berüchtigten, halb-illegalen zuwanderervierteln, aus denen mittlerweile halb istanbul bestehen soll. stattdessen nur gepflegte, aufgeräumte und geräumige 10 bis 15-stöckige wohnhäuser, endlos neben- und hintereinander gestaffelt. die bahnstrecke führt nahe an der küste entlang und womöglich ist das der grund für diese fast luxuriös zu nennende bebauung.
unser abteil ist geräumig, hat ein eigenes waschbecken, viel stauplatz und es ist das erste mal, dass ich eine nacht in einem pullman verbringe. er wird als modern, geräuscharm und ruhiglaufend angepriesen, somit eine wagonart 1. klasse, in diesem fall das schlafabteil für 2 personen. ein solches ticket für einen europäischen intercity wäre jedenfalls nicht in der urlaubskasse enthalten. dafür muss man sagen, dass die türkische variante des ekspresi alles andere als schnell ist. die reguläre fahrzeit nach konya beträgt 13 stunden, wir müssen 33 stops bewältigen, für eine strecke von 740 km, wofür unser meram ekspresi dann noch 2 stunden länger braucht. trotzdem macht es spaß, wir liegen und schlafen wirklich bequem, am nächsten morgen versorgen wir uns im bord-restaurant mit einem passablen frühstück, das wir aufgrund der verzögerung gebührend ausdehnen, während wir die fremde landschaft um unseren zug herum betrachten.
so spektakulär diese bahnreise mit der bagdadbahn von anfang an klang, auf der strecke nach konya war es dann doch nicht so aufregend. das liegt zum einen daran, dass die langstrecken nur in der nacht gefahren werden und dass es relativ wenige verbindungen gibt. so verkehrt der taurus-express dreimal die woche, der kurswagen nach aleppo nur einmal die woche, die anderen schnellzüge fahren dagegen täglich. aber nicht dreimal am tag, wie wir das von europäischen hochgeschwindigkeitszügen kennen. unser ursprünglicher plan, den kurswagen nach aleppo zu nehmen, gaben wir aus diesen gründen auf. dafür liegt jetzt der taurus noch vor uns, uns zwar am tage.